Mit einer kleinen Pressekonferenz in Berlin wurde die Huawei Studie 2016 „Deutschland und China – Wahrnehmung und Realität“ veröffentlicht. Dabei ging es in diesem Jahr insbesondere um das Thema Digitalisierung.
Das stark wachsende Informations- und Kommunikationstechnologie-Unternehmen Huawei fertigte diese Studien bereits in den Jahren 2012 und 2014.
Warum für das chinesische Unternehmen die Sozialforschung in beiden Ländern von Interesse ist, erklärt Torsten Küpper, Vice President von Huawei Deutschland:
„Die diesjährigen Ergebnisse zeigen erneut, die gegenseitige Wahrnehmung ist immer noch nicht frei von Klischees. Dennoch ist das Interesse der Menschen in Deutschland und China aneinander gleichweg hoch. Die besten Voraussetzungen, um den interkulturellen Dialog zwischen beiden Ländern zu intensivieren und mehr Angebote für einen Austausch zu schaffen. Genau das soll die Huawei-Studie leisten“
Grundlagen der Huawei Studie 2016
Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erreichen, setz Huawei auf die Zusammenarbeit mit renommierten Organisationen. Die Partnerschaft besteht aus dem GIGA- German Institute of Global and Area Studies, der Universität Duisburg-Essen und TNS Emnid. Diese befragten immerhin 2.600 Personen (jeweils 1.000 aus der Bevölkerung, je 200 Wirtschaftsentscheider und je 100 politische Entscheider beider Länder).
Die Wahrnehmungen wurden durch empirische Befunde und statistische Kennzahlen in einen wissenschaftlichen Gesamtkontext gestellt. Zudem wurde in einer Medienanalyse die Berichterstattung wichtiger Printmedien über das jeweils andere Land ausgewertet.
Deutsche fürchten die Digitalisierung mehr
60 Prozent der Deutschen glauben, dass durch die fortschreitende Digitalisierung bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden. Nicht gerade eine positive Einstellung unserer Bevölkerung und klarer Ausdruck bestehender Ängste. Dagegen sehen 57 Prozent der Chinesen die Digitalisierung als Möglichkeit neue zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.
Auch die Abneigung der Deutschen vor digitalen Innovationen ist mit 53 Prozent recht hoch anzusehen. In China sieht man hier zu 66 Prozent eher einen Nutzen für die Bevökerung.
Im Ergebnis kann man sagen, dass Chinesen der digitalen Entwicklung positiver gegenüber stehen und neue Innovationen der Branche daher offen entgegen nehmen.
Etwas anders ist es allerdings bei der Meinung beim „Einstiegsalter“ zum alltäglichen Umgang mit digitalen Produkten. Während wir Deutschen Kindern bereits mit knapp 13 Jahren den Umgang mit dem eigenen Smartphone gewähren, liegt das Mindestalter nach Meinung der Chinesen erst bei einem Alter von 15 Jahren. Fast jeder zweite Chinese (47 Prozent) hält sogar ein Alter von 16 bis 18 für angemessen.
Datenschutz, eine deutsche Institution
Das Ergebnis könnte man hier kurz zusammenfassen und festhalten, dass Chinesen ihre persönlichen Daten einfach freigiebiger heraus geben.
In China ist man viel eher bereit für finanzielle Anreize seine persönliches Daten herauszugegeben. So würden 69 Prozent der befragten Chinesen Daten zum eigenen Fahrverhalten an ihre Autoversicherung übermitteln und sogar rund 67 Prozent ihre Gesundheitsdaten der Krankenversicherung mitteilen.
In Deutschland sind das zwei Themenbereiche, wo sehr viele ein absolutes Veto einlegen würden. Entsprechend lehnen 60 Prozent es eindeutig ab, Daten über ihr Fahrverhalten ihrer Autoversicherung zu übersenden. Sehr ähnlich verhält es sich mit den persönlichen Gesundheitsdaten. Die Deutschen lassen sich von finanziellen Vorteilen hier nicht locken und lehnen ein solches Geschäft zu 70 Prozent der Befragten sehr deutlich ab. Der Eingriff in die Privatsphäre ist uns dann doch zu groß. Zumal viele wohl auch eher eine Schlechterstellung durch die Preisgabe ihrer Gesundheitsdaten befürchten.
Deutsche fürchten die chinesische Wirtschaft immer weniger
Es ist noch gar nicht so lange her, dass hierzulande fast panisch vor der Kaufwut chinesischer Investoren gewarnt wurde. Von billig einkaufen und dann kaputt machen las man sehr oft. Doch außer lauten Parolen, ist davon zum Glück nicht viel geblieben.
Im Gegenteil, mittlerweile erkennen immer mehr Unternehmen die Verlässlichkeit chinesischer Unternehmen an. Dr. Margot Schüller, Senior Research Fellow am GIGA erklärt diese Entwicklung so:
Durch Beschäftigungs- und Standortgarantien haben chinesische Investoren bisher bei der Übernahme deutscher Unternehmen Arbeitsplätze gesichert“ und „Die meisten chinesischen Muttergesellschaften investieren weiter in die Unternehmen. Technologieorientierte Unternehmen sind vor allem an der deutschen Forschungslandschaft und an Kooperationen mit deutschen Hightech-Unternehmen interessiert und haben hier eigene Tochterfirmen gegründet.
Nur noch 34 Prozent der deutschen Wirtschaftsentscheider sehen die chinesische Wirtschaft noch als Bedrohung. Im Jahr 2014 waren das immerhin stolze 51 Prozent. Ein deutlicher Wandel also. Wie auch bereits 2014 sehen die Deutschen die Handelbeziehungen zu China mit 82 Prozent als äußerst wichtig an. Ein Wert der China mit dem traditionell wirtschaftlich stark mit Deutschland verbundenen USA auf eine Stufe stellt.
Für Chinesen ist Deutschland das zweitbeliebteste Land der Welt. Nur Frankreich kann sich hier seine Spitzenposition behaupten. Entsprechend hoch ist das Ansehen der deutschen Wirtschaft, der mit 61 Prozent eine wichtige Rolle für die chinesische Konjunktur zugestanden wird.
Chinesische Technologie Unternehmen wird immer mehr Kompetenz zuerkannt
Wer kennt es nicht? Spricht man hierzulande von chinesischen Produkten, meint man zunächst Massenproduktion und minderwertige Qualität. Ein Ruf, mit dem auch Huawei noch immer zu ringen hat. Auch bei den neuen Flaggschiffen Huawei Mate 8, P9 oder P9 Plus kommt in erster Linie Kritik am Preis, weil man zwar Premium Qualität erwartet, aber nicht bereit ist für ein „China-Phone“ Premium zu bezahlen.
Immerhin 85 Prozent der Befragten sehen dies noch immer so oder eben sehr ähnlich.
Aber die Meinung wandelt sich, auch Dank überzeugender Hersteller wie Huawei.
Mittlerweile glauben bereits 64 Prozent der Deutschen an die internationale Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Technologieprodukte und sogar 83 Prozent sprechen chinesischen Unternehmen eine Kompetenz im Bereich Hightech zu.
Das liegt natürlich auch daran, dass chinesische Großunternehmen immer bekannter werden. Neben Huawei kennen demnach Lenovo (36 Prozent), Alibaba (15 Prozent) und Yingli Solar (12 Prozent).
Chinesischen Unternehmen wird noch immer wenig eigene Innovation unterstellt. Doch auch hier bewirkt die zunehmende Marktbekanntheit ein Umdenken. So konnte Huawei seinen Innovationswert von 28 Prozent im Jahr 2014 innerhalb eines Jahres auf 40 Prozent steigern.
Deutschland ist Autonation. Dies zeigt sich auch in der Wahrnehmung in China. Denn dort dominieren bei der Bekanntheit klar die deutschen Automarken BMW (89 Prozent), Mercedes (88 Prozent) und Volkwagen (87 Prozent).
Die Deutsch-Chinesische Zukunft steht auf Wachstum
Die Studie hat für mich persönlich gezeigt, wie viel Möglichkeiten wirtschaftlich aber auch zwischenmenschlich in der Deutsch-Chinesischen Beziehung stecken. In China ist man mit der Anerkennung deutscher Qualitäten von jeher ein Stück weiter. Natürlich ein Ruf, den sich unsere Unternehmen über Jahrzehnte auch international erarbeitet haben. Wir Deutschen erkennen aber offenbar China immer stärker als konkurrenzfähigen sowie innovativen Technologie Standort an. Diese Anerkennung ist für mich Voraussetzung für einen besseren Umgang miteinander.
Natürlich bestehen bei uns noch immer Vorbehalte, die vor allem die Sicherheit von Arbeitsplätzen betreffen. Aber diese Ängste hat gerade die Wirtschaft zu einem großen teil längst überwunden. Also warum sollten wir als Bevölkerung dies nicht schaffen?
Unternehmen wie Huawei zeigen zudem, dass in China nicht nur billiger Massenmurks produziert wird. Mittlerweile ist man nicht nur auf die Produktion der tollen neuen Smartphones anderer Hersteller beschränkt, sondern bringt eigene Produkte, die absolut konkurrenzfähig sind. Ja, und die kosten dann auch mal ähnlich viel wie die Geräte der Konkurrenz! Die Zeiten von „Chinaphone gleich Billigphone“ sind eben vorbei. Das kann man gern ablehnen, aber man muss es trotzdem akzeptieren.
Die gesamte Studie findet ihr auf der Seite: Huawei-Studie