Nexus 6P Titelbild

Huawei Nexus 6P Testbericht – Minimale Software, Maximale Effizienz

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Einige Zeit ist vergangen seit ich das letzte Mal etwas über mein Nexus 6P hier geschrieben habe. Einige haben vielleicht schon auf den Test gewartet und nun kommt er auch endlich. Meine Roadmap zum Nexus 6P (Artikel und Videos) konnte ich beruflich bedingt nicht ganz einhalten, aber dieser Testbericht soll so ausführlich wie möglich sein, um euch über jegliche Vor- und Nachteile des Huawei Nexus 6P zu informieren. Nun also zum eigentlichen Gerät.

Hardwarepartner Huawei

Im September 2015 ließ Google die Katze aus dem Sack. Erstmals stellte das Unternehmen zwei Nexus-Geräte gleichzeitig vor, beide mit unterschiedlichen Hardware-Partnern. Da es bei Google Tradition hat die eigenen Nexus-Geräte nicht selbst, sondern von einem renommierten Hardware-Partner bauen zu lassen, war es nur eine Frage der Zeit bis auch Hauwei mit ins Boot geholt wird. Eine Partnerschaft, die sich besonders für Huawei lohnt, da die Marke Nexus in dem Heimatmarkt von Google, den USA, sehr beliebt ist und ein Nexus-Gerät von Huawei sich stark positiv auf die Popularität auswirkt. Google eröffnet Huawei sozusagen den US-Markt und zukünftige Geräte können dort nun besser Fuß fassen, da Huawei in den USA bisher ziemlich unbekannt ist und dort kaum Geräte ohne Import zu haben sind. Ziel war also kein Geringeres, als das beste Nexus Smartphone zu bauen und entstanden ist das Huawei Nexus 6P, das Premium-Modell der Nexus-Geräte von 2015. Ob das Smartphone hält was es verspricht, das wollen wir in diesem Testbericht herausfinden.

Zuerst einmal die technischen Daten:

  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 810 (64 bit Octa-Core mit 4*2 GHZ und 4*1,5 GHZ)
  • Grafik: Adreno 430 GPU
  • Software: Android 6.0 Marshmallow Stock
  • Interner Speicher: 32GB (64GB, 128GB)
  • Arbeitsspeicher: 3GB
  • Display: 5,7″ Quad HD (2560*1440px, 515ppi) AMOLED
  • Abmessungen: 159,4 x 77,8 x 7,3 Millimeter
  • Gewicht: 178g
  • Kamera: 12,3MP, Laserautofokus
  • Frontkamera: 8MP
  • Akku: 3450 mAh

Direkt als ich das Nexus 6P (64GB, Graphit), welches ich privat nun seit etwa 5 Wochen nutze, erhalten habe, habe ich einen HandsOn Artikel geschrieben und ein kleines Unboxing-Video gedreht. Wer das noch nicht kennt, sollte sich das am besten vor dem Lesen zu Gemüte führen:

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Sparsame Verpackung

Wie immer angefangen mit der Verpackung und Lieferumfang, findet man an und in der Schachtel vom Nexus 6P nichts wirklich Besonderes. Die Verpackung ist sehr schlicht in einem styroporartigem Material gehalten und fühlt sich nicht richtig hochwertig an. Das kennt man besser von Huawei. Öffnet man den Karton, was anscheinend nicht ohne „Zerstörung“ des Aufdrucks gelingt, kommt auch sofort das eigentlich Smartphone, eingepackt in einer Plastikfolie, zum Vorschein. Was ich beim ersten Öffnen durch das kleine Kameradisplay nicht bemerkt habe (Vielleicht war ich auch einfach zu gespannt auf das neue Smartphone 😉 ): Jegliche Komponenten in dem Karton können durch blaue Entnehmhilfen einfach aus dem Karton gehoben werden.
Auch beim Lieferumfang wurde etwas gespart. So befinden sich z.B. keine Kopfhörer mit im Paket. Bei einem Preis von mindestens 649€ für die 32GB Version im Google-Store könnte man das meiner Meinung nach aber schon erwarten. Musikethusiasten verwenden wahrscheinlich ohnehin eigene Kopfhörer, für einige dürften die fehlenden Kopfhörer aber durchaus ein Kritikpunkt sein.
Ansonsten befindet sich im Lieferumfang ein USB Typ C-Ladegerät, ein dazu passendes Ladekabel für das Smartphone, sowie ein USB Typ A auf Typ C Kabel für den Anschluss an den PC. Letzteres ist allerdings sehr kurz (etwa 10cm) und hätte ruhig etwas länger ausfallen können, da es auch für „alte“ Ladekabel mit Typ A-Buchse benutzt werden kann. Ich nutze es gerne an meiner Powerbank, die dank dieses Adapterkabels nicht nutzlos geworden ist.

Hat das Telefon einen „Buckel“!?

Ganz ehrlich, als das Nexus 6P vorgestellt wurde habe ich mir die Bilder angeschaut und dachte: „Was ist das denn?!“ Diesen sog. „Kamerabuckel“ fand ich überhaupt nicht ansprechend und zerstörte für mich das ansonsten schöne Design. Nun, was soll ich sagen? Ich habe meine Meinung geändert. Nach einigen Videos, in denen fast ausnahmslos von dem gar nicht so auffälligem „Kamerabuckel“ berichtet wurde, habe ich es dann gewagt und in der Tat – Er ist sehr unauffällig. Ja, mittlerweile sehe ich es sogar als stylisches Designelement und man kann das Nexus 6P deutlich von anderen Smartphones unterschieden, ohne das es zu auffällig ist. Einen weiteren Vorteil, den Google bei der Vorstellung auch beworben hat, kann ich ebenfalls bestätigen – wenn auch nur für Leute relevant, die das Gerät ohne Case nutzen. Der „Kamerabuckel“ sorgt dafür, dass das Smartphone beim Ablegen auf dem Tisch stabil liegt und nicht anfängt zu Kippeln, wie bei anderen Smartphones mit hervorstehender Kamera üblich. Insgesamt bin ich mit dem Design, besonders in meiner Graphit-Version, hochzufrieden, wenn das natürlich auch Geschmackssache ist. Lediglich die Lautstärkewippe wäre über dem Powerbutton, finde ich, besser aufgehoben. Sie sitzt ziemlich genau in der Mitte vom Gerät und wird dort gerne mal versehentlich bei der normalen Bedienung betätigt.
Auch ist das Nexus 6P beileibe kein kleines Smartphone. Es spielt mit seinen Abmessungen in ungefähr der gleichen Liga wie das Huawei Mate 8 und in den meisten Fällen kann man es nicht einhändig bedienen. Dafür braucht man dann schon sehr große Hände. Die Abmessungen sollten beim Kauf also unbedingt beachtet werden
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Wertige Verarbeitung

Wo das Design noch Geschmackssache ist, bleibt bei der Verarbeitung nicht viel Spielraum für Diskussionen, denn hier kommt Huawei Know-How mit Unibody-Gehäusen ins Spiel. Das Nexus 6P fühlt sich ungemein hochwertig an und die Hardwaretasten an der Seite sind hervorragend verarbeitet. Hier knarzt oder wackelt absolut nichts. Unterbrochen wird das Unibody-Gehäuse nur durch sehr dezente Antennenstreifen, sowie einer Kunststoffabdeckung in Gehäusefarbe am unteren Ende. Wie bei allen Aluminium-Geräten ist aber auch das Nexus 6P teils ziemlich rutschig. Besonders wenn es kalt ist und die Finger durch fehlende Feuchtigkeit keinen Grip bieten, kann das Smartphone leicht aus der Hand gleiten.
Zum Thema „Durability“ gab es ja einige Berichte und Videos im Vorfeld, die ein schlechtes Licht auf das Nexus 6P geworfen haben. Ich bin da ja schon in meinem HandsOn Artikel kurz drauf eingegangen und meine Annahme, dass das Nexus 6P jeglichen Alltagsaufgaben gewachsen ist hat sich bisher bestätigt. Das Gerät macht einen sehr stabilen Eindruck und ich denke nicht, dass sich das versehentlich verbiegen könnte. Auch mit der Kratzerresistenz bin ich zufrieden. Weder auf der Rückseite noch auf der Vorderseite ist in den 5 Wochen Nutzung ein Kratzer entstanden und wie gesagt, ich nutze kein Case. Nur eine Hülle für den Transport in der Hosentasche.

Entertainment pur

Kommen wir zur verbauten Hardware und, ich erwähnte es ja bereits in meinem HandsOn Artikel, hier zeigen sich einige Besonderheiten, die es so in keinem anderen Huawei-Smartphone zu finden sind. Zum einen verbaut Huawei erstmals ein 5,7″ großes 2K (2560x1440px) Display und das hat es wirklich in sich. Das Display ist vom Typ AMOLED und stammt von Samsung, die ja bekannt dafür sind die besten AMOLED-Displays auf dem Markt zu bauen. Es ist dank der hohen Auflösung zunächst natürlich sehr scharf. Einige mögen sagen, dass man keinen Unterschied zum altbewährten Full-HD bemerkt, dem ist aber nicht so. Bei einer Größe von 5,7“ sieht man definitiv einen Unterschied in der Bildschärfe, wenn er auch nicht so groß ist wie z.B. bei HD zu Full-HD. Abgesehen von der Schärfe ist das Display trotz AMOLED Technik sehr hell und auch im Sommer dürfte es definitiv keine Probleme beim Ablesen geben. Natürlich bietet das Display auch „echtes“ Schwarz, da schwarze Bereiche auf dem Display einfach nicht in Betrieb sind und keine dauerhafte Hintergrundbeleuchtung wie bei einem IPS Display benötigt wird. Auch die Farbdarstellung gefällt mir sehr gut und die Farben sind schön kräftig, aber nicht übertrieben, wie es noch zu früheren Zeiten bei AMOLED Displays der Fall war.
Das alles kombiniert mit den sagenhaften Stereo Frontlautsprechern machen das Nexus 6P zur echten Entertainment Maschine. Ich bin jemand, der viel Youtube und Twitch unterwegs nutzt. Stereo Frontlautsprecher waren bisher nie ein großes Thema für mich, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass es einen großen Mehrwert bietet. Es sind ja immer noch nur sehr kleine Lautsprecher, so mein Gedanke. Das Nexus 6P hat meine Meinung geändert und es ist echt erstaunlich was aus den kleinen Schlitzen ober- und unterhalb des Displays heraus kommt. Natürlich sollte man jetzt keine HiFi-Qualität erwarten, aber für den Medienkonsum unterwegs habe ich noch keine besseren Smartphone-Lautsprecher gehört und das macht für mich den mobilen Sound vom Nexus 6P zu eins der besten Features, die das Gerät zu bieten hat.

Die inneren Werte

Innerhalb des Nexus 6P arbeitet maßgeblich ein Qualcomm Snapdragon 810 mit 4*2 GHZ und 4*1,5 GHZ, dem 3GB Ram und eine Adreno 430 GPU zur Seite stehen. Mittlerweile steht die nächste SoC Generation von Qualcomm, der Snapdragon 820, schon bereit und erste Geräte wurden mit dem neuen Top-Chip bereits vorgestellt. Reicht der Snapdragon 810 auch noch? Definitiv ja! Meiner Meinung nach bedarf es nicht immer den schnellsten Chip im Smartphone und der Snapdragon 810 bietet auch im Jahr 2016 noch eine sehr starke Performance. Ich habe es noch nie geschafft das Nexus 6P zum Ruckeln zu bringen und es fliegt geradezu über die Homescreens. Das mag auch mit an Stock-Android 6.0 liegen, das mir bisher die beste Erfahrung mit Android beschert, aber auch grafikintensive Spiele bringen das Nexus 6P nicht an die Grenzen.
In Benchmarkzahlen ausgedrückt heißt das 88389 Punkte im AntuTu und 1328 (Single-Core) bzw. 4527 (Multi-Core) Punkte im Geekbench 3. Besonders der AntuTu Wert ist überraschend hoch und kommt fast an die Werte eines Huawei Mate 8 heran. Bei grafikintensiven Spielen wird es allerdings etwas warm nach einiger Zeit, aber keinesfalls unangenehm heiß. Ich habe nicht die technische Ausstattung für genaue Messungen, aber nach einigen intensiven Aufgaben blieb das Nexus 6P kühler als das Sony Xperia Z5 Premium, welches ebenfalls mit dem Snapdragon 810 ausgestattet ist. Zur Veranschaulichung habe ich noch ein Video gedreht, in dem ich die beiden Geräte kurz miteinander Vergleiche.

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Nexus Imprint

Ein weiteres cooles Feature, wenn auch nicht mehr ganz so neu, ist der Fingerabdrucksensor. Google nennt den in den Nexus-Modellen „Nexus Imprint“ und ist eine Eigenkreation von Google. Es kommt hier also nicht die gleiche Technik wie bei anderen Huawei Smartphones zum Einsatz. In der Praxis merkt man davon aber nicht viel, denn Erkennungsrate und Geschwindigkeit können auf jeden Fall mit einem Huawei Mate S z.B. mithalten. Auch Schwitzige oder sogar richtig Nasse Finger sind für den Scanner kein Problem.
Einzig die bekannten Wischgesten, mit denen man z.B. die Benachrichtigungsleiste durch einen Wisch von oben nach unten herunterziehen kann, fehlen beim Nexus. Dafür kann der Fingerabdruck jetzt an mehreren Stellen im System benutzt werden, da mit Android 6.0 Marshmallow nun Fingerabdruckscanner auch nativ unterstützt werden. Dies gilt übrigens für alle Android-Geräte mit der neusten 6.0 Version. So kann der Fingerabdruck zum Bezahlen im Play-Store benutzt werden, oder auch für Android Pay, was momentan aber noch nicht in Deutschland verfügbar ist.

Saft satt

3450 mAH. So viel Kapazität bietet der Akku des Nexus 6P. Das hört sich nicht nur recht viel an, das ist es auch! Vor weg kann ich direkt sagen, dass ich sehr zufrieden mit der Akkulaufzeit bin. Zu meinem Nutzungsprofil sei gesagt: Ich spiele kaum, wenn dann eher einfache Spiele und ansonsten nutze ich das Smartphone für Videos, Messaging und Emails hauptsächlich. Wenn ihr leidenschaftlicher Gamer seid, dürfte die Akkulaufzeit natürlich etwas niedriger ausfallen.
Mir persönlich reicht der Akku ca. 1,5 Tage bei normaler Nutzung. Bei intensiver Nutzung bleibt es einem Tag und bei eingeschränkter Nutzung sind auch 2 Tage möglich. Die Display On Time liegt dabei im Durchschnitt zwischen 5 und 6 Stunden. Für ein Smartphone mit dieser Ausstattung ist das schon ein sehr starker Wert und hängt die meisten Konkurrenten in dieser Größenklasse ab ( außer das Mate 7(8) natürlich 😉 ). Nexus 6P AkkulaufzeitBesonders in Kombination mit der rasanten Quick-Charge Technik über den USB Typ C – Stecker, bietet das Nexus 6P ausdauernde Unterhaltung, denn der neue Standard bietet nicht nur unkomplizierteres Einstecken und eine höhere Datenübertragungsrate. In weniger als 90 Minuten ist der überdurchschnittlich große Akku von 0 auf 100% geladen. Die zugrunde liegende Technik entspricht aber nicht dem Qualcomm Quick-Charge 2.0 oder 3.0 Standard, sondern ist eine eigene Entwicklung. Vom schnellen Aufladen kann man also nur mit dem originalen Ladegerät profitieren. Wenn man gerne mehr als eins davon besitzen möchte, ist es mit 30€ im Google-Store leider nicht ganz günstig.
Ein weiteres hilfreiches Feature ist die neue Doze-Funktion. Wird das Smartphone lange nicht genutzt und dabei nicht bewegt, schaltet es in den Doze-Modus. Hierbei werden alle Apps in eine Art Tiefschlaf geschickt und nur alle paar Stunden kurz aktiviert um Benachrichtigungen z.B. abzurufen. Der Effekt: Das Smartphone verliert nur sehr wenig Strom und bleibt quasi auf der Energie sitzen. Lässt man das Smartphone also längere Zeit unberührt liegen (in der Hosentasche aktiviert sich der Modus nicht) saugt nicht permanent WLAN, Mobilfunk etc. am Akku. Um Probleme mit nicht ankommenden Benachrichtigungen von WhatsApp z.B. zu umgehen, kann der Modus für einzelne Apps in den Einstellungen deaktiviert werden. Diese werden dann nicht mehr in den Tiefschlaf geschickt.  Im nebenstehenden Graphen ist gut an der fast waagerechten Linie zu erkennen, wann der Modus in diesem Fall aktiv war. An diesem Tag wurde das Telefon sehr intensiv benutzt. Die Display On Time betrug etwa 6 Stunden.

Größerer Sensor, weniger Pixel

Die Kamera des Nexus 6P ist, ebenso wie der Nexus Imprint, eine Eigenkreation von Google, wenn auch ein Sony IMX377 Sensor zum Einsatz kommt, und ist in beiden Nexus-Modellen identisch. Hier hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen, denn die Kamera bietet weniger Megapixel (12,3MP) als die Konkurrenz. Warum? Nun, mehr Megapixel bedeutet nicht eine bessere Bildqualität. Das Besondere ist in diesem Fall, dass der Bildsensor besonders groß ist und so mehr Licht auf jedes der einzelnen Pixel fallen kann. Ein ähnliches Konzept verfolgt Samsung mit der kürzlich vorgestellten Galaxy S7 Reihe.
Zum Fokussieren wird ein Laserautofokus verwendet, der sowohl bei guten Lichtbedingungen, als auch bei Schlechten zuverlässig scharf stellen kann. Das kombiniert sorgt dafür, dass die Kamera für Smartphoneverhältnisse beeindruckende Bilder schießt und es im Low-Light Bereich erst spät zu Bildrauschen kommt. Auch die Frontkamera, die 8MP besitzt, macht einen guten Eindruck, und kann auch bei etwas schlechterem Licht überzeugen. Unten seht ihr ein paar Testbilder, die ich mit dem Nexus 6P geschossen habe. Bei den dunklen Bildern war es nahezu stockdunkel und doch wird noch genügend Licht eingefangen und es sind viele Details erkennbar
Einen Kritikpunkt habe ich bei der Kamera aber doch und das ist die Software. Hier kommt die Google-Kamera zum Einsatz und die ist vom Funktionsspektrum sehr spartanisch. Es gibt einen HDR+ Modus und mehr nicht. Es gibt keinen Pro-Modus und keine einstellbaren Filter. Als Spezialmodi sind lediglich ein Panorama- sowie ein Foto-Sphere-Modus vorhanden. Bei letzterem handelt es sich um eine Art räumliches Panorama Bild. Hier hätte ich mir noch etwas mehr Stellschrauben ab Werk gewünscht (es gibt ja Drittanbieter-Apps), um das volle Potenzial der sonst starken Kamera auszuschöpfen.
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Rasant und (zu) flach – Die Software

Auf dem Nexus 6P kommt Android 6.0 Marshmallow zum Einsatz und zwar ganz ohne Herstelleraufsatz. Es ist also das reine Android, wie es von Google entwickelt wurde und ein Markenzeichen für die Nexus Reihe. Schnelle Updates sind so 2 Jahre für das Gerät garantiert und der Rollout erfolgt meist nur 1-2 Wochen nach Veröffentlichung einer neuen Androidversion. Wie vorhin schon erwähnt bietet mir das Nexus 6P das bisher flüssigste Android Erlebnis und das liegt nicht nur an schierer Hardwarepower, sondern auch an dem sehr performanten und schlanken Stock-Android. Die gesamte Software ist auf ein Minimum reduziert. Keine Bloatware, keine Herstellerapps. Nur Apps von Google sind vorinstalliert, wovon ich die meisten ohnehin auch schon vorher genutzt habe. Die UI auf Basis des Google Now-Launchers (Den man auch im Play Store mal ausprobieren kann) ist sehr flach und übersichtlich. So gefällt mir das! Spätestens seit Android 5.1 kann sich Google problemlos mit Apples iOS messen und mit Android 6.0 hat Google nochmal optimiert. Endlich kann man abseits von EMUI wieder Berechtigungen frei vergeben, und das neue Doze-Feature ist sehr interessant zum Akku sparen.
Im Vergleich zu diversen Herstelleraufsätzen, wie EMUI z.B., fehlen aber einige Funktionen. So habe ich es vermisst, einen zusätzlichen Softkey für die Benachrichtigungsleiste einstellen zu können. Besonders bei so einem großen Gerät wäre das wünschenswert. Auch einige „Designentscheidungen“ kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ab Werk zeigt das Nexus 6P den Akkustand nicht mit einer Prozentanzeige an und die ist auch nur über den UI-Tuner zuschaltbar. Dieser ist nur aufrufbar indem man in der Benachrichtigungsleiste lange auf das Icon für die Einstellungen klickt. Es erschließt sich mir nicht ganz, warum man diese Einstellung so sehr versteckt und Otto Normal wahrscheinlich für immer den Akkustand nur anhand des Symbols abschätzen muss.
Kann man die Akku-Prozentanzeige noch relativ einfach hinzuschalten, wird es bei Miracast(Bildschirminhalt auf dem TV z.B. wiedergeben) und Double Tap 2 Wake schon schwieriger. Beide Funktionen unterstützt das Nexus 6P eigentlich, wurden aber von Google deaktiviert und lassen sich auch nur mit Root-Zugriff durch editieren von bestimmten Systemdateien aktivieren. Diesen Vorgang muss man nach jedem Neustart auch noch wiederholen und ist damit in der Praxis kaum komfortabel nutzbar. Warum Google die Funktionen deaktiviert? Bei Double Tap 2 Wake weiß ich es nicht, aber bei Miracast gibt es einen starken Verdacht. Das Nexus 6P besitzt von Haus aus die Funktion, den Bildschirminhalt zu übertragen. Innerhalb dieser Funktion ist aber Miracast deaktiviert und es werden nur die eigenen Google Chromecasts unterstützt. Google möchte also, dass man sich einen dieser Sticks für 39€ kauft, obwohl das Feature von der Hardware eigentlich auch ohne Stick funktionieren würde (entsprechendes Empfangsgerät vorausgesetzt). So nicht, Google! Das trübt insgesamt etwas den Gesamteindruck von der sonst sehr guten Software.

Fazit

Pro

Das Nexus 6P dürfte für einige ein heiß ersehntes Smartphone sein. Es kombiniert die von Huawei bekannte, exzellente Verarbeitungsqualität mit dem aktuellsten und reinen Android von Google. Die Akkulaufzeit, sowie die Kamera sind sehr stark und lassen die meiste Konkurrenz hinter sich. Es ist derzeit eins der schnellsten Smartphones am Markt und bietet für die Ungeduldigen unter euch immer die zügigsten Android-Updates und erinnert damit sehr an Apples iPhone. Google bietet zudem 2 Jahre Updategarantie und regelmäßige, monatliche Sicherheitspatches.

Contra

Den ein oder anderen Kritikpunkt hat das Nexus 6P aber doch. Stock Android ist sehr flach und bietet evtl. nicht die Funktionen, die ihr von anderen Herstelleraufsätzen kennt. Besonders ärgerlich sind hier die absichtlich deaktivierten Funktionen wie Double Tap 2 Wake und Miracast, die das sonst sehr positive Urteil zur Software trüben. Des Weiteren könnt ihr altes Zubehör, wie Docking Stations oder KFZ-Ladekabel nicht mehr verwenden, da das Nexus 6P auf den neuen  Typ-C Standard setzt. Dies sollte sich mit der Zeit aber relativieren, da immer mehr Hersteller auf den neuen Standard in ihren Geräten verwenden.

Meine Meinung

In meinen Augen überwiegt die Pro-Seite stark und ich habe mit dem Nexus 6P mein bisher bestes Smartphone gefunden. Nach den 5 Wochen Test kann ich sehr gut nachvollziehen, warum viele Tech Magazine in dem Nexus 6P das beste Android Smartphone 2015 sehen, denn es lässt bis auf kleine Ärgernisse in der Software fast keinen Raum für Kritik. Letztendlich muss man aber selbst entscheiden, ob einem Stock Android zusagt, oder eben nicht. Ich kann ebenso gut nachvollziehen, dass einigen von euch essentielle Funktionen fehlen könnten. Kurzum: Das Nexus 6P ist das Richtige, wenn ihr Wert auf ein rasantes Arbeitstempo, zügige Updates, eine gute Kamera und überdurchschnittliche Akkulaufzeit legt. Wer mit Stock Android nichts anfangen kann, sollte sich aber einen Kauf lieber noch mal überlegen.
 

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3 Kommentare

  1. Gianpiero 6. März 2016
  2. MoKen 6. März 2016
  3. Gianpiero 4. März 2016

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