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Der erste Monat mit dem Mate 7

Mein Fazit nach einem Monat mit dem 6 Zöller

Als das neue Huawei Ascend Mate 7 auf dem Markt kam, war ich einer der ersten Käufer. Das Gerät musste noch aus der Palette im Lager geschnitten werden. Wie waren nun die ersten Wochen mit Huaweis Phablet-Flaggschiff?

Huawei Mate Ascent in Obsidian Black

Huawei Mate Ascent in Obsidian Black


Verarbeitung
Das Mate 7 ist sehr gut verarbeitet. Das Metallgehäuse vermittelt einen hochwertigen Eindruck und macht im Alltag Spaß. Ein Wermutstropfen sind die Plastikkappen am oberen und unteren Rand des Gehäuses. Dort sitzen die Antennen des Mate 7. Beim neuen Gerät ist die Farb- und Materialanmutung fast identisch, erfahrungsgemäß altern unterschiedliche Materialien aber unterschiedlich. Auch die Übergänge zwischen Alu und Kunststoff sind nicht ganz eben. Mir persönlich hätte ein Antennenstreifen, wie beim HTC One oder iPhone 6, besser gefallen. Im alltäglichen Betrieb macht alles einen festen Eindruck, nichts wackelt, nichts klappert. Einzig die bereits erwähnten Kunststoffkappen verursachen auf Druck ein leichtes Knarzen.
Mate-7-Homescreen

Homescreen ohne App Drawer


Handhabung
Mit dem Mate 7 hat man alle Hände voll zu tun. Hände wohlgemerkt, denn wer nicht über Pranken wie Dirk Nowitzki verfügt, wird eine Einhandbedienung vergessen müssen. Daran ändert auch der Einhand-Modus nicht viel, bei dem einige Bedienelemente auf die rechte oder linke Seite rutschen. Durch die schmalen Ränder ist das Gerät zwar relativ kompakt, aber absolut immer noch sehr groß. Die Oberflächen sind zudem wenig griffig, so dass man stets zupackend mit dem Mate 7 agieren sollte. Natürlich fragen sich alle, wie praktisch der Touch-Sensor auf der Rückseite im täglichen Betrieb ist. Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach. Liegt das Gerät auf dem Tisch, wäre ein Sensor auf der Vorderseite praktischer, denn man muss das Mate 7 aufnehmen, um es anschließend zu entriegeln. Hat man es in der Hand, ist man hingegen in einer Sekunde auf dem Homescreen. Sehr praktisch. Subjektiv betrachtet muss ich den allerdings recht fest auf den Sensor pressen, damit der Abdruck erfolgreich eingelesen wird. Zu wenig Druck und es passiert nichts, oder ein kurzes Vibrieren signalisiert einen Lesefehler. Ganz persönlich plagt mich allerdings ein anderes Problem. Jahrelang bin ich auf die Verwendung einer Power-Taste trainiert worden. So verwundert es auch nicht, dass ich im Reflex immer noch diese Taste drücke. Erst der Blick auf die Ziffern der Geräte-Entsperrung erinnert mich dann an den Scanner, den ich dann erst im nächsten Schritt für den Access nutze. Ich bin vermutlich nicht das einzige Gewohnheitstier, das mit diesem Problem konfrontiert ist.
Betriebssytem
Das Mate 7 läuft mit einer stark modifizierten Version von Kitkat (4.4.) names EMUI 3.0. Das erste auffällige Merkmal ist das Fehlen eines App-Drawers. Alle Apps müssen also auf Homescreens verteilt werden, entweder als Startsymbol oder zusammengefasst in Ordnern. Das Benutzergefühl ist für mich daher näher an iOS als an Stock-Android. Der Eindruck wird durch die Suchfunktion noch verstärkt. Die Suche erscheint, wenn man auf dem Bildschirm nach unten wischt. Auch hier drängen sich Parallelen zu iOS auf. Die Funktion ist aber extrem nützlich, denn von Apps über Kontakte und E-Mails wird schnell alles gefunden.
Auch der Notification-Drawer gefällt mir sehr gut. Er wird als Timeline dargestellt und mit Icons gegliedert. Das ist ist sehr übersichtlich gelöst. Gleiches gilt für die Quick-Settings. Man erreicht sie über einen Swipe nach Links aus dem Notification-Drawer heraus oder über den etwas kryptisch beschrifteten Button „Verknüpfungen“. Die wichtigsten Settings sieht man auf enen Blick, weitere lassen sich ausklappen. Mit einem Touch aktiviert oder deaktiviert man einzelne Funktionen, Touch & Hold öffnet die Einstellungen der Punkte, z.B. die W-Lan-Settings. Auch hier wurde also mitgedacht.
Artikel EMUI

Von Links: Notificatiion Tray, Quick Settings, Huawei Themes

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Das Design von EMUI ist etwas gewöhungsbedürftig. Es gibt aber einen Theme-Manager mit dem man aus einer relativ großen Anzahl von Stilvorlagen etwas für den individuellen Geschmack finden kann. Bei mir hat es einiger Anläufe bedurft, aber schließlich war ich mit dem Resultat zufrieden.
Es gibt auch einige Zugaben in Form nützlicher Apps. Dazu gehört u.a. ein Spiegel, eine Lupe und ein Backup-Programm. Letzteres ist auch dringend zu empfehlen, will man nicht Gefahr laufen, das nervige Verteilen der Apps auf Homescreens nach einem Reset noch einmal vornehmen zu müssen. Aber auch für diese Aufgabe hält EMUI eine nützliche Funktion bereit. Es gibt ein Multi-Select für Apps. Hat man alle gewünschten Apps angehakt, kann man die zuletzte gewählte App auf den Zielbildschirm ziehen und dort gesammelt ablegen. Die gewählten Apps folgen dem Finger dabei wie ein Schweif. Es gibt auch eine App, mit der man das Mate 7 regelmäßig aufräumen kann. Das betrifft offene Apps, Speicher, Zwischenablage, und vieles mehr. Ein Klick genügt und alles wird optimiert.
Wer dennoch nicht gleich mit EMUI warm wird, der kann einen Launcher installieren. Ich habe eine Zeit lang den Nova-Launcher parallel zu EMUI verwendet, bin dann aber schließlich bei EMUI geblieben. Die Installation eines Launchers funktioniert allerdings nicht wie bei Stock-Android. Nach der Installation muss man in den App-Einstellungen unter Standardeinstellungen den Launcher manuell auswählen. Dabei wird man vor Performance-Einbußen und Battery-Drain gewarnt, beides konnte ich aber bei Verwendung des Nova-Launchers nicht feststellen. Ein wesentlicher Nachteil von Nova gegenüber EMUI ist der Entfall der sehr praktischen Suche. Ein letzter Punkt, der mir bei EMUI fehlt, ist die Umstellung auf einen dunklen Skin. Bei Dunkelheit sind Notification-Drawer und System-Menüs sehr grell.
Akku
Die Batterielaufzeit ist sehr gut. Innerhalb eines Tages musste das Mate 7 bislang nie nachgeladen werden, was nicht heißt, dass man sich bietende Gelegenheiten nicht nutzen sollte. Der große Akku lädt eben auch länger als ein kleiner Akku und ein Turbo-Modus, wie beim Moto-X fehlt. Es gibt verschiedene Energie-Profile aus denen man wählen kann. So lässt sich die Laufzeit noch weiter verlängern oder man kann das Gerät, wenn der Akku auf dem letzten Loch pfeift, in einen Notbetrieb umschalten, der nur noch die wichtigsten Funktionen bereithält. Das habe ich bislang nicht benötigt, es gibt aber ein Gefühl zusätzlicher Sicherheit.
Zusätzlich warnt das Gerät vor Einstellungen und Apps, die den Akku mehr belasten als nötig. Das ist manchmal etwas anstrengend, denn auch Apps, wie Swiftkey, fallen in diese Kategorie.
Performance
Ruckler oder Aussetzer leistet sich das Mate 7 bei mir nicht. Nur beim Aufbau der Übersicht offener Apps gönnt sich das Mate eine Gedenksekunde. Dies ist aber der einzige Bereich, bei dem ich einen Lag feststellen konnte. Ansonsten läuft alles flüssig und frei von Rucklern. Ich bin kein Freund von Performance Tests. Für mich ist entscheidend, ob sich das Gerät subjektiv flüssig anfühlt. Ich sehe das Mate 7 hier auf der Höhe des OnePlus One, eines der derzeit leistungsstärksten Smartphones im Markt. Im Inter-OS-Vergleich sehe ich jedoch iOS und insbesondere Windows Phone vorne. Mal sehen, wie das unter Lollipop aussehen wird. Ich schreibe hier jedoch von eher kosmetischen Unterschieden. Die Substanz und Performance für den Alltag ist überragend gut.
Der Bildschirm
Der Bildschirm ist schon wegen seiner Größe ein echter Hingucker. Aber auch Auflösung und Helligkeit gehen in Ordnung. Etwas gewöhnungsbedürfig ist die Helligkeitseinstellung, bei der Auto- und manueller Modus parallel zueinander funktionieren. So kann man auch im Auto-Modus noch manuell die Helligkeit nachregeln. Den Vorteil dieser Lösung habe ich noch nicht erkennen können. Die Schwarzwerte sind leidlich schwarz, an ein OLED-Display kommt das Mate 7 jedoch nicht heran. Ansonsten gibt es aber nichts zu beanstanden.
Kamera
13 MP Kamera mit Dual-LED Blitz

13 MP Kamera mit Dual-LED Blitz


Die Kamera ist für mich persönlich kein Thema. Fotos mache ich eher selten und dann meist in Kontexten, wo die Qualität keine große Rolle spielt. Dazu gehört der Scan von Dokumenten, Visitenkarten oder das abfotografieren von Metaplanwänden mit Workshop-Ergebnissen. Das macht das Mate 7 auch klaglos. Ich hab auch ein wenig mit Innen- und Außenaufnahmen experimentiert. Das Ergebnis reicht für meine Ansprüche aus. Im Vergleich zum OnePlus One gefallen mir die Fotos des Mate besser. Im Vergleich zum HTC One M8 sogar dramatisch besser. Auf der anderen Seite macht mein Lumia 930 die eindeutig besseren Fotos. Lassen wir die 20 MP und die 8 MP Geräte außen vor, dann würde ich das Mate 7 im oberen Mittelfeld einordnen. Das gilt übrigens auch für die 5MP Front-Kamera.
Sound
Der Lautsprecher ist ordentlich laut und für eine Smartphone auch halbwegs ausgewogen. Allerdings muss man aufpassen, wie man das Mate 7 hält, denn liegt der Finger auf dem Lautsprecher-Grill ist der Ton weg. Es gibt auch nur einen Grill, man hört also Mono. Dennoch ist die Qualität so gut, dass man einen Film auf dem Mate problemlos genießen kann und nach kürzester Zeit vergisst, dass man auf einem Mobiltelefon schaut.
Apple iPhone 6 Plus

Apple iPhone 6 Plus


Will it bend?
Die ähnliche Größe und Dicke von Mate 7 und iPhone 6 Plus erlaubt die Frage, ob auch das Huawei unter Last einknickt. Um es gleich vorweg zu nehmen, einen Knick-Test habe ich nicht vorgenommen, dennoch glaube ich, dass auch das Mate 7 nicht gegen das Phänomen resistent ist. Mir ist das Gerät 2 Mal aus der Tasche gefallen, ohne dass das Gehäuse irgendwelche Spuren davon getragen hat (dies halte ich jedoch für pures Glück). Einige Tage später habe ich das Mate 7 aus meiner (zu engen) Jeans gezogen und aus Langeweile noch mal ganz genau inspiziert. Dabei ist mir ein Wobble beim Alu-Streifen zwischen Lautstärke-Wippe und Display-Rand aufgefallen, der beim Auspacken des Geräts noch nicht da war. Jetzt kann ich nur spekulieren, warum sich das Alu seitlich herausgedrückt hat. War es der Schlag nach dem Fall oder der Druck beim Transport in der Hosentasche. Sicher scheint mir jedoch, dass es sich bei diesem Punkt um eine strukturelle Schwachstelle des Gehäusedesigns handelt. Aber ist das wirklich verwunderlich? Das Metall hat an dieser Stelle die Breite eines Zahnstochers und das Metall ist relativ weiches Aluminium. Trotz des insgesamt robusten Gehäuses empfehle ich daher etwas Vorsicht bei Transport und Falltests.
Fazit
Ich gehöre zur Fraktion derer, denen ein Mobiltelefon gar nicht groß genug sein kann. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich auf dem Bildschirm etwas erkenne, ohne zunächst an Motiv oder Text heranzoomen zu müssen. Da ich das Mate 7 auch beruflich nutze, ist das für mich ein echter Vorteil. Bug oder Feature, das Mate 7 erlaubt bei mir trotz Exchange-Security-Policy die Nutzung des Sensors zum Entriegeln. Bei Samsung und HTC funktioniert das nicht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das ein reproduzierbares Verhalten ist oder ein positiver Security-Bug. Die Software EMUI möchte ich nach kurzer Eingewöhnung nicht mehr missen. Und wenn ich mich jetzt noch an den Touch-Sensor auf der Rückseite des Mate 7 gewöhne, dann passt eigentlich alles. Schade ist, dass die chinesische Dual-Sim-Variante mit größerem Speicher in Deutschland nicht erhältlich ist. Aber auch so verdient das Mate 7 meine uneingeschränkte Kaufempfehlung.
Fotos: Huawei, Creative Commons

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4 Kommentare

  1. Josh 15. Juli 2015
  2. wolf 3. März 2015
  3. Tobias 8. Dezember 2014
  4. Sarah77 7. Dezember 2014

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